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Versicherung für das eigene Depot

Welche Absicherungsmöglichkeiten gibt es für das eigene Depot? Lerne, wie du Investitionen absichern und Schwankungen reduzieren kannst.

In den letzten Jahren wurden wir Anleger von den Märkten sehr verwöhnt. Bis auf wenige Ausnahmen wie den Brexit und die Trump Wahl, bei denen es auch nur sehr kurzfristig nach unten ging, kannten die Märkte nur eine Richtung – stetig bergauf.

Es hat in den letzten Wochen jedoch zugenommen, dass mich immer mal wieder Freunde und Bekannte gefragt haben, was sie denn unternehmen können um in Abwärtsphasen an den Märkten das Risiko und die Schwankungen im eigenen Depot zu minimieren.
Eine Voraussetzung war jedoch, dass niemand seine vor Jahren sehr preiswert erworbenen Aktien verkaufen wollte.
Auch sie haben gemerkt, dass es in den letzten Wochen ein wenig ungemütlicher wurde.
Die Volatilität, also die Schwankungen, haben seit Beginn des Jahres zugenommen. Dies ist auch gut am Verlauf des VIX erkennbar ist. Natürlich kann man noch lange nicht von einer Abwärtsphase, Rezession oder einem Crash sprechen, aber es ist gut vorbereitet zu sein und seine Möglichkeiten zu kennen.

Quelle: Yahoo Finance

Bei einigen großen und bekannten Werten wie beispielsweise den FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google), nahm die Volatilität zu und die Zeiten wo man fast täglich von einem Allzeithoch zum Nächsten marschiert ist, waren in den letzten Wochen vorerst vorbei.

Viele Anleger die in den letzten Jahren dazugekommen sind, kennen solche Phasen nicht und haben keine Erfahrung in solch einem Marktumfeld. Sie kamen in Zeiten dazu, in denen fast monatlich irgendwo Zinsen gesenkt wurden und gleichzeitig Milliarden in den Markt gepumpt wurden. Durch diese Zinssenkungen wurden alternative Anlageprodukte uninteressant und es kam immer mehr Geld in den Aktienmarkt, um noch eine attraktive Rendite zu erhalten. Die Nachfrage an den Märkten erhöhte sich und die Aktien und Indizes eilten von Rekordhoch zu Rekordhoch.

Aktuell beobachte ich auch öfters, dass Anleger schon „Panik“ bekommen, sobald ein Einzelwert mehr als zwei, drei Prozentpunkte am Tag abgibt. Hier erkennt man nochmals die Verwöhntheit der letzten Jahre und dass solche Phasen fast komplett ausgeblieben sind bzw. vorher der Grund schon bekannt war (Brexit, Trump)

Aus diesen Gründen habe ich mir überlegt, dass ein Artikel über eine Art „Versicherung“ für das eigene Depot einigen Anlegern helfen kann.

Es soll aber extra nicht darum gehen, in Abwärtsphasen die Gewinne zu maximieren, sondern die Buchverluste und Schwankungsbreite zu begrenzen.
Keine der vorgestellten Möglichkeiten kann einen 1:1 Ausgleich bieten, aber es sind Optionen die keinen Verkauf der eigenen Aktien erfordern.

Kenne deine Märkte

Für eine Absicherung ist es wichtig die Einzelwerte aus seinem Depot zu kennen. Es ist wichtig zu schauen über welche Märkte und Branchen meine Aktien verteilt sind. Nur so kann ich auch wissen gegen welches Risiko ich mich überhaupt absichern muss.
Bin ich beispielsweise größtenteils in Aktien aus dem DAX und EuroStoxx investiert bringt es mir „nichts“ mich gegen Verluste im Dow Jones abzusichern.

Natürlich ist es meistens so, dass sobald die US Märkte Verluste erleiden, die restlichen Märkte folgen. Gut zu erkennen ist dies, sobald die Wall Street um 15:30 Uhr eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt ist der Verlauf der US Indizes und der Verlauf der europäischen Indizes mit wenigen Ausnahmen nahezu identisch.
Trotzdem sollte ich mich immer gegen das Risiko absichern welches ich selber aktuell halte.

Absichern schön und gut – aber womit?

Eine richtige Versicherung gegen Verluste am Aktienmarkt gibt es natürlich nicht.
Was es aber gibt, sind diverse Instrumente und Möglichkeiten mit denen ich von fallenden Kursen profitieren kann.

Zu nennen wären hier speziell: Inverse ETF, Futures, CFDs und Knock-Out-Zertifikate.
Natürlich gibt es noch weitere Möglichkeiten wie beispielsweise direkte Leerverkäufe von Aktien, diese sind aber meiner Meinung nach für den „normalen“ Anleger nicht so einfach und gut geeignet wie die hier vorgestellten Varianten.

1. Möglichkeit Inverse ETF (Short ETF) / Short Futures

Sollten Anleger über ETFs investiert sein bzw. mit Einzelaktien nahezu einen kompletten Markt abbilden, sind inverse ETFs bzw. Futures auf Indizes die einfachste Möglichkeit zur Absicherung.
Auch wenn man seine Investitionen auf spezielle Branchen ausgerichtet hat, eignen sich inverse ETF zur Absicherung.
Inverse ETF (auch Short ETF) bieten die Möglichkeit, von fallenden Kursen zu profitieren.
Bei einem „normalen“ ETF, beispielsweise auf den DAX, steigt der Wert des ETF, wenn der DAX steigt und umgekehrt.
Bei einem inversen ETF auf den DAX steigt der Wert des ETF jedoch, wenn der DAX fällt und er nimmt ab, wenn der DAX steigt.
Diese inversen ETF gibt es sowohl auf ganze Indizes (DAX, Dow Jones, Nasdaq, EuroStoxx etc.), als auch auf einzelne Branchen (Automobile, Biotech, Konsumgüter etc.)
Wie oben beschrieben handelt es sich aber nicht um einen 1:1 Ausgleich der Verluste, jedoch werden diese minimiert und dadurch die Schwankungsbreite reduziert.
Kosten der Absicherung: Ordergebühren für den inversen ETF (Brokerabhängig)

2. Möglichkeit CFDs

Eine andere Möglichkeit sich gegen hohe Verluste abzusichern, sind CFDs. Hiermit kann ich mich speziell auf einzelne Basiswerte oder auch auf einen gesamten Index konzentrieren.
Bei CFDs haben wir die Möglichkeit, in beide Richtungen zu handeln. Wir können sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen.
Was wir für unsere Absicherung benötigen, sind Short CFDs. Diese gewinnen an Wert, sobald der jeweilige Basiswert fällt.
Möchte ich mich nun speziell für einen einzelnen Basiswert in meinem Depot absichern, wären Short CFDs eine gute Wahl dafür.
Sollte nun meine Aktie „XYZ“ die ich Absichern möchte fallen, steigt mein Short CFD und minimiert so den in meiner Aktie erlittenen Buchverlust und ich als Anleger kann ruhiger schlafen, sollte es mal schlagartig an den Märkten abwärts gehen.
Kosten: Spread (Differenz zwischen Ankauf- und Verkaufskurs) und Haltekosten.

3. Möglichkeit Put Knock-Out-Zertifikate (KO-Zertifikate).

Put-Knock-Out-Zertifikate funktionieren ähnlich wie Short CFDs.
Auch diese gewinnen an Wert, sobald der jeweilige Basiswert fällt. So wird ein Ausgleich meiner Verluste generiert.
Bei KO-Zertifikaten kann ich mich ähnlich wie bei CFDs auf Einzeltitel konzentrieren aber auch einen gesamten Index abbilden.
Ein erheblicher Unterschied ist jedoch bei den Kosten zu finden.
Anders als bei CFDs haben wir bei Knock-Out-Zertifikaten wieder eine Ordergebühren zu zahlen, die jeweils vom Broker abhängig ist.
Auch sind Knock-Out-Zertifikate genau wie CFDs mit einem Hebel ausgestattet. Dieser Hebel verändert sich je nach Kursentwicklung des Zertifikats. Gewinnt das Put Zertifikat an Wert, nimmt der jeweilige Hebel ab. Umgekehrt, verliert das Zertifikat an Wert, nimmt der Hebel zu.
Der aktuelle Hebel für mein Zertifikat wird angegeben, kann aber auch leicht selber berechnet werden.
Aktueller Hebel = Basiswert Kurs * Bezugsverhältnis / Kurs des Knock-Out-Zertifikats.

So einfach absichern? Wo ist der Haken?

Zwei Nachteile gibt (Unabhängig von den allgemeinen Risiken der jeweiligen Handelsinstrumente) Auf der einen Seite gibt es einen Basiseffekt und auf der anderen Seite haben wir das Problem mit dem richtigen Timing.
Auf Grund der prozentualen Entwicklung und Nachbildung der Indizes kommt es zum sogenannten Basiseffekt.
Um diesen zu verdeutlichen nehme ich ein etwas übertriebenes Beispiel damit es auch deutlich zu erkennen ist.

Wir sehen also, wie zu Beginn schon angesprochen ist ein 1:1 Ausgleich nicht möglich. Eine Begrenzung jedoch schon.

Der zweite Nachteil ist, dass es für niemanden möglich ist, den Markt perfekt abzuschätzen.
Es wird nicht möglich sein, genau am höchsten Kurs die Absicherung zu starten. Genauso wird es umgekehrt nicht möglich sein, diese am niedrigsten Punkt wieder zu verkaufen.
Niemand hat ein zu 100% perfektes Markttiming. Falls es doch einmal klappt, muss man sich eingestehen, dass es Glück war.
Es ist aber durchaus möglich, sich so gegen einen längeren Bärenmarkt (Abwärtsphase) abzusichern.
Ich hoffe mit diesem Artikel bist du auf eine möglicherweise unruhigere Zukunft vorbereitet und kennst deine Möglichkeiten um keine schlaflosen Nächte zu haben.

Wichtig wäre noch, sich vor Nutzung der Instrumente mit der jeweiligen genauen Funktionsweise dieser Instrumente zu beschäftigen. Beispielsweise der Knock-Out-Schwelle bei KO-Zertifikaten.

Falls es zu einem Instrument spezielle Fragen gibt oder du allgemein Fragen zu der Thematik hast, nutze gerne die Kommentarfunktion unter dem Artikel.

Auf eine sichere und ruhige Zukunft!
Andreas

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